«Entschädigungen an den Versicherungsvermittler, die aus dem Vorsorgevermögen bezahlt werden, sind nicht im Interesse der Versicherten», steht in der im Parlament hängigen Botschaft des Bundesrats zur Modernisierung der Aufsicht der AHV. Eine Studie der Universität St.Gallen dagegen verteidigt das bestehende Courtagensystem in der beruflichen Vorsorge. Lesen Sie hier, um was es in dieser für die Versicherungsbroker folgenreichen Auseinandersetzung geht.
Geplanter Artikel im Berufsvorsorgegesetz
«Der Bundesrat regelt, unter welchen Voraussetzungen Vorsorgeeinrichtungen für die Vermittlung von Vorsorgegeschäften Entschädigungen bezahlen dürfen und Versicherungseinrichtungen solche Entschädigungen ihrer getrennten Betriebsrechnung für die berufliche Vorsorge belasten dürfen», steht im Entwurf zu einem neuen Artikel 69 im Berufsvorsorgegesetz. Dieser Artikelentwurf ist Teil der im Parlament hängigen «Modernisierung der Aufsicht in der 1. Säule und Optimierung in der 2. Säule der Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge». In der Botschaft zu diesem Reformprojekt äussert der Bundesrat glasklar seine Meinung zu den Courtagen an Versicherungsvermittler in der beruflichen Vorsorge: «Entschädigungen an den Versicherungsvermittler, die aus dem Vorsorgevermögen bezahlt werden, sind nicht im Interesse der Versicherten und deshalb mit dem Vorsorgeziel nicht vereinbar. Sie führen zu Fehlanreizen, die die bestehenden Verzerrungen (Risikoselektion) in der beruflichen Vorsorge noch verstärken. Der Bundesrat erachtet die aktuelle Situation als unbefriedigend und erklärte sich deshalb bereit, zu prüfen, welche Änderungen angezeigt sind. Er erhält neu im geplanten Artikel 69 des Berufsvorsorgegesetzes die Kompetenz, in der Verordnung zu regeln, unter welchen Voraussetzungen eine Vorsorgeeinrichtung für die Vermittlung von Vorsorgegeschäften Entschädigungen bezahlen darf.»
Studie verteidigt das gegenwärtige Courtagensystem
Die im Auftrag der Swiss Insurance Brokers Association ausgearbeitete und im Februar 2020 veröffentlichte Studie «Nutzen und Kosten der unabhängigen Versicherungsvermittlung (Versicherungsbroker) für Arbeitnehmer und Arbeitgeber in der beruflichen Vorsorge» der Universität St.Gallen kommt im Gegensatz zu den bundesrätlichen Erwägungen zum Schluss: «Als Fazit unserer Studie sehen wir im Bereich der Courtagen für unabhängige Versicherungsbroker in der beruflichen Vorsorge keinen grundlegenden Systemwechsel angezeigt. Im bestehenden System gibt es aber Optimierungspotenziale in den drei Bereichen Transparenz, Ausbildung und Haftung.»
Nutzen der reinen Honorarberatung ist nicht ersichtlich
Als ein Hauptgrund für die Verteidigung des gegenwärtigen Courtagensystems wird in der Studie der Universität St.Gallen aufgeführt: «In der Szenarioanalyse werden sechs Varianten einer Marktregulierung im Hinblick auf die zu erwartenden Auswirkungen evaluiert. Es verbleiben erhebliche Zweifel, ob durch die Einführung einer reinen Honorarberatung ein Nutzen aus Sicht des einzelnen Kunden wie auch aus der Sicht der Volkswirtschaft insgesamt erzielt werden kann. Dies insbesondere, weil der erhoffte Nutzen einer höheren Beratungsqualität nicht belegt werden kann, aber negative Folgen bereits relativ breit sichtbar sind.»
Es wird spannend sein zu beobachten, ob und wie in der kommenden politischen Diskussion über die Regulierung der Versicherungsbrokercourtagen im Bereich der Pensionskassen die Erkenntnisse der Studie der Universität St.Gallen eingehen. Wir bleiben am Ball.
Matthias Meier, 33-jährig (Bild), Bachelor der Fachhochschule St.Gallen und Master of Business Administration der Central Queensland University in Australien ist seit rund fünf Jahren in der Unternehmungsentwicklung der Insurance Brokers AG in Zürich tätig. Das ist in der Schweiz eine der führenden Beratungsfirmen für das Risiko-, Vorsorge- und Versicherungsmanagement von Unternehmen. Matthias Meier erläutert im Gespräch mit den winVS-E-News, welche Schlüsselrolle die informationstechnologische Infrastruktur im Versicherungsbrokergeschäft hat – und wie gross der Widerstand gegen die rasche Umsetzung des standardisierten elektronischen Datenaustauschs in der Branche immer noch ist. Lesen Sie seine Antworten auf zehn Fragen.
Matthias Meier, was macht die Funk Insurance Brokers AG? Matthias Meier: Die Funk Insurance Brokers AG ist in der Schweiz mit 80 Mitarbeitenden an den Standorten Basel, Bern, Luzern, St. Gallen und Zürich einer der führenden Versicherungsbroker für nationale und internationale Unternehmen. Diese werden im Risikomanagement, Vorsorgemanagement und Versicherungsmanagement umfassend und aus einer Hand beraten. Die Funk Insurance Brokers AG ist die Schweizer Organisation der 1879 gegründeten Funk Gruppe, Hamburg. Das in der fünften Generation geführte Familienunternehmen ist der grösste eigenständige Risikoberater und Versicherungsbroker im deutschsprachigen Raum. Mit dem eigenen internationalen Netzwerk "The Funk Alliance" ist Funk weltweit präsent und bietet den Unternehmen globale Lösungen an.
Welche Unternehmen sprechen Sie in der Schweiz besonders an? Matthias Meier: Wir sind stark vertreten bei Unternehmen der verarbeitenden Industrie, Bahnen, Wohn- und Pflegeheimen, Gemeinden sowie Dienstleistungsunternehmen aller Art. Dank des Wissenstransfers innerhalb der gesamten Funk Gruppe sind wir daran, in weiteren Wirtschaftszweigen vertieft Fuss zu fassen.
Welches sind derzeit die grössten Herausforderungen im Schweizer Versicherungsbrokermarkt? Matthias Meier: Der Schweizer Versicherungsbrokermarkt ist von einem intensiven Verdrängungswettbewerb gekennzeichnet, in welchem der Preis für die Brokerdienstleistungen die wichtigste Grösse ist. Während die Einnahmen durch den harten Preiskampf unter Druck sind, steigen gleichzeitig die Ausgaben aufgrund der steigenden Risikokomplexität und der steigenden Leistungsansprüche der Kunden. Der damit einhergehenden sinkenden Kundenrentabilität und dem Margendruck begegnen wir insbesondere mittels wirksamerer Prozesse. Dabei spielt die Informationstechnologie (IT) eine entscheidende Rolle.
Was sind in diesem Umfeld Ihre Stärken und was können Sie den Kunden Besonderes bieten? Matthias Meier: Statt sie zu verwalten, betreuen wir unsere Kunden aktiv mit Begeisterung, Kompetenz und Nähe. Dabei begleiten wir sie im Rahmen unserer Risikomanagementdienstleistungen auch bei Problemstellungen über das Versicherungswesen hinaus. Das erlaubt uns, die Kundenbedürfnisse gesamtheitlich zu verstehen und zielgerichtet zu befriedigen.
Welche Rolle spielt die informationstechnologische (IT) Infrastruktur? Matthias Meier: Eine gut funktionierende, verlässliche und sichere IT-Infrastruktur ist existenziell und spielt eine grosse Rolle in der täglichen Dienstleistungserbringung für die Kunden. Die Mitarbeitenden erwarten eine hohe Verfügbarkeit und einfache Werkzeuge, um ihre Kunden optimal, ortsunabhängig und schnell zu betreuen. Auf der anderen Seite erwarten die Kunden Flexibilität und praktikable Lösungen im Bereich der elektronischen Kommunikation und im digitalen Datenaustausch. Insbesondere die Datensicherheit ist wichtig und bedarf laufender Investitionen in die Hardware und die Software sowie in die Schulung der Mitarbeitenden. Ein umfassendes Monitoring bringt zusätzlich den Nutzen, proaktiv Probleme oder potenzielle Bedrohungslagen im Internet festzustellen und frühzeitig Massnahmen zu ergreifen.
Welche Versicherungsbroker-Softwarelösung nutzen Sie? Matthias Meier: Seit Herbst 2014 haben wir «winVS next» im Einsatz. Die Gründe für diesen Entscheid waren einerseits der Einsatz eines etablierten Customer-Relationship-Managements(CRM) für die konsequente Ausrichtung auf die Kunden sowie die systematische Gestaltung der Kundenbeziehungsprozesse. Zudem fehlten uns die Ressourcen, um Standardfunktionalitäten für das Brokergeschäft neu zu spezifizieren. Andererseits konzentrierten wir uns auf den Einsatz einer Standardsoftware vor allem im Hinblick auf die Risikominimierung der Wartbarkeit, der Abbildung von Dienstleistungsprozessen sowie der Anbindung an andere Systeme. Die Datenmigration aus der alten «winVS office»-Version hat dank intensiver Vorbereitung sehr gut funktioniert: Alle Daten und Dokumente standen nach der Migration auf «winVS next» zur Verfügung. Die komplett neue Benutzeroberfläche und die Vielzahl neuer Funktionalitäten beanspruchten eine gewisse Angewöhnungszeit. Die zahlreichen Möglichkeiten, Daten zu bearbeiten, zu exportieren oder sichtbar zu machen, verhalfen jedoch zur raschen Akzeptanz. Besonders hervorzuheben sind die Echtzeitdarstellungen von Kundeninformationen, die Individualisierbarkeit von Kundenansichten, die Abbildung von Dienstleistungsprozessen, die detaillierten Auswertungsmöglichkeiten und die nahtlose Integration von Microsoft Outlook. Wir können uns derzeit keine andere Branchensoftware vorstellen.
Wie beeinflusst die fortschreitende Digitalisierung das Versicherungsbrokergeschäft? Matthias Meier: Im Kleinkundengeschäft drängen laufend neue Onlinebroker wie Knip oder FinanceFox auf den Markt, die das klassische Brokergeschäft rein digital abwickeln wollen. Dies kann für kleinere Unternehmen mit digitalaffinen Entscheidungsträgern und dem Bedürfnis nach einem einfachen Versicherungsschutz interessant sein. Diese Entwicklung ist gut und belebt die Versicherungsbranche im digitalen Bereich. Dass individuelle und komplexe Versicherungslösungen sowie internationale Versicherungsdeckungen mit hohem Koordinationsaufwand rein digital abgewickelt werden können, erwarten wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht. Hier ist die individuelle und persönliche Beratung und Begleitung nach wie vor unablässig.
Wie steht es mit dem standardisierten digitalen Datenaustausch zwischen Brokern und Versicherern? Matthias Meier: Die «Interessengemeinschaft Business-to-Business IG B2B for Insurers + Brokers» strebt seit Jahren an, den elektronischen Datenaustausch zwischen Brokern und Versicherern zu standardisieren. Obwohl die technische Umsetzung bereits heute möglich ist, scheitert die rasche Umsetzung vermutlich an der Unwilligkeit oder am fehlenden Wettbewerbsdruck der Versicherer, sich im Plenum auf einen Standard zu einigen und die Digitalisierung im Datenaustausch ernsthaft voranzutreiben. Sollten die gesteckten Ziele der IG B2B in ferner Zukunft dennoch erreicht werden, wird sich dies enorm auf unser Geschäft auswirken. Aufwändige Verwaltungsarbeiten würden wegfallen und die Kundenbetreuung würde verstärkt ins Zentrum rücken. Als weiterer Punkt wird die richtige und umfassende Auswertung eigener und externer Kundeninformationen, die Business Intelligence, ein tragender Bestandteil sein. Nicht nur lässt sich das Kundenverhalten damit besser beurteilen, sondern es können auch neue Produkte abgeleitet oder die immer stärker geforderte Transparenz besser bewerkstelligt werden.
Was raten Sie andern Versicherungsbrokern hinsichtlich des Einsatzes der modernen Informationstechnologie? Matthias Meier: Je nach Unternehmensgrösse und Ressourcenknappheit ist das IT-Outsourcing ein möglicher Schritt, um sich voll auf die Kernkompetenz des Versicherungsbrokers zu konzentrieren: die Kundenbetreuung. Auf jeden Fall braucht es klare Regeln und Weisungen im Umgang mit neuen Devices wie dem Smartphone oder dem Tablet und auch mit der restlichen IT-Infrastruktur. Nur so lassen sich der Datenmissbrauch oder Sicherheitslöcher soweit wie möglich vermeiden. Im Falle der Einführung einer neuen Versicherungsbroker-Software sollten die wichtigsten Dienstleistungsprozesse des Unternehmens skizziert und im System abgebildet werden.
Ihr abschliessender Ratschlag an unsere Leserinnen und Leser? Matthias Meier: Alles braucht Zeit und Ressourcen. Deshalb gilt es, sich stets auf das Wesentliche zu konzentrieren. Kleine erfolgreich umgesetzte IT-Schritte führen meist zu mehr als grosse IT-Pläne, die dann allenfalls scheitern. Zumal jeder erfolgreich abgeschlossene IT-Schritt dazu ermutigt, einen weiteren Schritt in Angriff zu nehmen. Im Hinblick auf die Einführung einer neuen Versicherungsbroker-Software oder eines IT-Outsourcings müssen für die Planung genügend Zeitreserven eingebaut werden. Eine oder besser mehrere Personen müssen sich eingehend mit dem neuen System auseinandersetzen, damit im Supportfall rasch geholfen werden kann.
Die Brokersoftware «winVS next» ermöglicht es, das Kundenbeziehungsmanagement des Versicherungsbrokers massgeschneidert zu automatisieren. Genutzt wird dabei die bewährte CRM-Lösung «Microsoft Dynamics CRM», die nahtlos mit Microsoft Office und damit Word, Outlook, Excel, PowerPoint und Access zusammenarbeitet. Die Lösung bietet viel mehr als eine reine Excel-CRM-Lösung.
Analytische und operative Aufgaben beim CustomerRelationshipManagement CRM Das CustomerRelationshipManagement CRM umfasst beim Versicherungsbroker alle Aktivitäten rund um die Beziehungen zu den bestehenden und den potenziellen Kunden. Dabei geht es um analytische und operative Aufgaben. Beim analytischen Teil des CRM werden alle Daten zu den bestehenden und potenziellen Kunden systematisch zusammengeführt, strukturiert, dokumentiert, verwaltet und ausgewertet. Dadurch lassen sich beispielsweise das Verhalten und die Präferenzen eines Kunden oder die von ihm verursachten Kosten aufzeigen. Für diesen analytischen Teil werden im Markt einfache Excel-CRM-Lösungen angeboten: Die Daten werden mit dem Tabellenkalkulationsprogramm gesammelt, verwaltet und ausgewertet. Das zeitgemässe CustomerRelationshipManagement CRM im Versicherungsbrokergeschäft muss aber viel mehr bieten: Mit dem «operativen CRM» werden die im «analytischen CRM» gewonnenen Daten beim Kontakt mit bestehenden und potenziellen Kunden gezielt eingesetzt. Beziehungen mit Wertschöpfungspotenzial werden identifiziert und ausgebaut. Automatisiertes CustomerRelationshipManagement CRM Überdies sollten das «analytische CRM» und das «operative CRM» nahtlos automatisiert ablaufen. Und zwar so, dass die Eigenheiten jedes einzelnen Versicherungsbrokers berücksichtigt werden. Deshalb ermöglicht es die Brokersoftware «winVS next», das Kundenbeziehungsmanagement des Versicherungsbrokers massgeschneidert zu automatisieren. Genutzt wird dabei die bewährte CRM-Lösung «Microsoft Dynamics CRM», die nahtlos mit Microsoft Office und damit Word, Outlook, Excel, PowerPoint und Access zusammenarbeitet. Die CRM-Funktionen stehen im Webbrowser oder direkt und vollintegriert in der Outlook-Umgebung bereit.
Was mit der CRM Automatisierung erreicht wird Beim Versicherungsbroker sind mit der Einführung einer automatisierten CRM-Lösung namentlich die folgenden Vorteile verbunden
Die Cybersicherheitsspezialisten warnen: Kriminelle nutzen die aktuelle Unsicherheit rund um die Coronakrise für umfangreiche Cyberangriffe aller Art. Neben Privatpersonen sind namentlich Klein- und Mittelbetriebe betroffen. Das unterstreicht die Notwendigkeit, eine massgeschneiderte Cyberversicherung abzuschliessen. Zumal rechtlich der Grundsatz gilt: In der Regel bieten Softwarelieferanten und Cloudanbieter keinen Cyberversicherungsschutz für Schäden, die bei einem Cyberangriff bei den Kundinnen und Kunden entstehen, wenn sie als Softwarelieferant und als Cloudanbieter alles im Vertrag Festgelegte erfüllt und keine offensichtliche Fahrlässigkeit begangen haben.
Warnung des Sicherheitssoftwareanbieters ESET
ESET, Bratislava, ein globaler Anbieter von Sicherheitssoftware, warnt in einer Medienmitteilung vom 17. März 2020: «Das Coronavirus hat das öffentliche Leben nahezu lahmgelegt. Die Sorge bei der Bevölkerung ist gross. Diese Verunsicherung nutzen derzeit Cyberkriminelle aus und versuchen, als Trittbrettfahrer mit verschiedenen Kampagnen von der weltweiten Pandemie zu profitieren. Die ESET-Forscher beobachten aktuell einen massiven Anstieg krimineller Aktivitäten im Corona-News-Umfeld. Sehr verbreitet sind beispielsweise Spammails mit vermeintlichen Informationen zum Coronavirus von renommierten Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die eine schädliche PDF-Datei als Anhang beinhaltet.»
Alle notwendigen Cyberschutzmassnahmen ergreifen
Zum Schutz vor Cyberangriffen sollte jedes Unternehmen zuerst mal alle notwendigen Cyberschutzmassnahmen ergreifen. Eine umfassende Anleitung, wie das geht, findet sich im «Merkblatt Informationssicherheit für KMUs» der Melde- und Analysestelle Informationssicherung MELANI des Bundes. Hier die wichtigsten Punkte:
Den potenziellen Cyberschaden versichern
Auch wenn alle Vorkehrungen für den Cyberschutz getroffen worden sind, kann es gleichwohl noch zu einem erfolgreichen Cyberangriff kommen: Oft geschieht das durch eine menschliche Unachtsamkeit. Kommt dazu: Softwarelieferanten und Cloudanbieter kommen für Schäden, die bei ihren Kundinnen und Kunden bei einem Cyberangriff entstehen, nicht auf, wenn sie alles im Vertrag Festgelegte erfüllt und keine offensichtliche Fahrlässigkeit begangen haben. Deshalb sollten alle Unternehmen für sich selbst eine Cyberversicherung abschliessen. Denn die Schäden eines Cyberangriffs können bei den Betroffenen verheerend sein.
«Da man Versicherungen anders als beispielsweise Autos nicht anfassen kann, sind sie das ideale Produkt für die Onlineberatung», sagt der Onlineversicherungsbroker Björn Maier im Interview mit dem Versicherungsbranchenmagazin «Pfefferminzia». Doch die Onlineberatung ist technisch anspruchsvoll: Neben einer Brokersoftware wie «winVS next», mit der sich alle Prozesse im Versicherungsbrokergeschäft digitalisieren lassen, braucht es eine informative Website mit einem einfachen Einstieg in den eingebauten Onlineberatungsraum. Eines scheint sicher zu sein: Die Onlineberatung wird sich auch über die Coronakrise hinaus als digitaler Beratungsweg etablieren. Deshalb sollte sich jeder Versicherungsbroker damit befassen.
Vorteile der Onlineberatung
In seinem Interview mit «Pfefferminzia» spricht Björn Maier über offensichtliche Vorteile und Nachteile der Onlineberatung: Um von mir eine Onlineberatung zu bekommen, muss weder der Kunde noch ich selber einen Parkplatz suchen, sich durch dichten Verkehr auf den Weg zum Gesprächsort begeben oder eine Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln mit mehrmaligem Umsteigen in Kauf nehmen. Ich bin stets nur ein paar Klicks entfernt, denn die Onlineberatung geht immer. Der Kunde kann der Beratung auch im Schlafanzug beiwohnen oder gemütlich auf der Couch ‘lümmeln’. Zudem kann ich alle Fragen rund um eine Versicherung beantworten, ohne dafür zum Kunden nach Hause zu kommen. Ausserdem sprechen die Kunden online oftmals viel freier über eventuelle Vorerkrankungen als bei einem Gespräch mit Sichtkontakt, eine Voraussetzung für eine optimale Beratung etwa bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
Nachteile der Onlineberatung
Ein Nachteil der Onlineberatung ist es, dass man im persönlichen Gespräch von Mensch zu Mensch das Vertrauen zum Kunden schneller aufbauen kann, beispielsweise durch einen Plausch bei einem Kaffee vor Ort. Es besteht überdies die Gefahr, dass die Kunden beim Onlinebroker nur kostenlos die notwendigen Informationen holen, um dann beim persönlich bekannten Versicherungsbroker im persönlichen Kontakt das Geschäft abzuschliessen.
Kunden übers Telefon in die Onlineberatung holen
Die bekannten Video- und Beratungstools wie Skype, Zoom oder Microsoft Teams sind nicht in erster Linie auf Beratungsgespräche und Verkaufsabschlüsse, sondern vor allem auf die Onlinezusammenarbeit in Unternehmen ausgerichtet. Überdies sollte der Kunde womöglich nicht gezwungen werden, eine Software oder ein Plug-in herunterzuladen. Auch das Versenden eines Links als Einladung zur Onlineberatung ist zuweilen nicht die beste Lösung: Das kann cybersicherheitsbewusste potenzielle Neukunden davon abhalten, einen solchen Einladungslink anzuklicken.
Deshalb ist es erfolgversprechend, wenn man im Rahmen eines informationstechnologischen Gesamtkonzepts die Möglichkeit zur Onlineberatung dank einer Schnittstelle zu einem Onlineberatungstool direkt in seine Versicherungsbrokerwebsite einbindet. Dann kann man den Kunden mittels eines Telefonanrufs in die Onlineberatung holen: Man fragt ihn, ob er gerade am Computer sitzt oder ein Tablet zur Hand hat. Dann bittet man ihn, die Versicherungsbrokerwebsite aufzurufen. Man gibt ihm am Telefon einen Code durch, mit dem er den auf der Website gut sichtbaren Onlineberatungsraum betreten kann.
Weitere Tipps vom erfahrenen Profi
Der Onlineversicherungsbroker Björn Maier gibt in seinem Interview mit «Pfefferminzia» einige weitere Tipps, wie die Erfolgschancen bei der Onlineberatung erhöht werden können: Ohne eine Webseite, die über den jeweiligen Versicherungsbroker und sein Tätigkeitsfeld umfangreich informiert und die die Möglichkeit zur Onlineberatung gut sichtbar eingebunden hat, geht erst einmal gar nichts. Und: Damit man gut gefunden wird, ist die Suchmaschinenoptimierung für die Webseite unerlässlich. Ist man nicht genügend beschlagen auf diesem Gebiet, spricht nichts dagegen, sich externe Hilfe dafür einzuholen. Dann braucht der Onlineversicherungsbroker zum Ausbau seines Geschäfts natürlich noch Kontaktdaten von Interessenten, die eine Onlineberatung wünschen, also Leads. Sie lassen sich über Anzeigen etwa bei Google gewinnen oder bei entsprechenden Anbietern kaufen. Ein wichtiges Standbein für die Gewinnung von Neukunden sind zudem Empfehlungen: Zufriedene Kunden sollten diskret dazu gebracht werden, eine Onlinebewertung abzugeben – wie das in onlineaffinen Branchen wie Gastronomie und Tourismus bereits eine Selbstverständlichkeit ist.
Marco Keller, 39-jährig (Bild), ist Leiter Finanzen und Administration der Versicherungsbrokergruppe ARISCO, Baar. Das aus der Zusammenfassung von Brokern und Beratern entstandene Unternehmen mit rund 50 Mitarbeitenden und Standorten in Zug, Luzern, Zürich, Egg, Adligenswil und Herisau hat ein neues informationstechnologisches(IT) System evaluiert. Der Versicherungsfachmann und diplomierte Betriebswirtschafter der Fachhochschule für Wirtschaft in St. Gallen erläutert im Gespräch mit den winVS-E-News, auf was Versicherungsbroker bei einer umfassenden IT-Erneuerung zu achten haben.
Marco Keller, was sind derzeit im Bereich der unabhängigen Versicherungsbroker die grössten Herausforderungen in der Schweiz?
Marco Keller: Die Anforderungen der Kunden in den Bereichen der Qualität der Beratungsdienstleistung, der Verfügbarkeit von Informationen sowie der Erreichbarkeit und der Reaktionszeit steigen. Gleichzeitig kommt das klassische Entschädigungsmodell der Courtagen unter Druck und kostentreibende regulatorische Auflagen nehmen zu. Überdies ist es schwierig, genügend ausgebildete Fachkräfte zu rekrutieren. Trotz allem bleibt die Branche für die Anbieter attraktiv und der Konkurrenzdruck nimmt zu.
Was haben die Branchenherausforderungen für Auswirkungen auf die notwendige Informationstechnologie?
Marco Keller: Die Versicherungsbroker müssen mit der modernsten digitalen Technologie die administrativen Aufgaben und Prozesse standardisieren. Das betrifft namentlich auch die Beziehungen zwischen Kunde, Broker und Versicherer. Im Mittelpunkt steht dabei die Sicherung der Qualität des Beratungsprozesses, der standortunabhängige Zugriff auf alle relevanten Daten sowie die zeitnahe Auskunftsbereitschaft. Das Management muss jederzeit auf alle notwendigen Informationen zugreifen können. Die Aufwendungen und Erträge pro Kunde müssen transparent sein. Kommt dazu: Die gesamte eingesetzte Informationstechnologie muss den strengstens Ansprüchen des Datenschutzes genügen.
Weshalb haben Sie Ihre informationstechnologische(IT) Infrastruktur neu evaluiert?
Marco Keller: Infolge der Fusion von vier eigenständigen Unternehmen Mitte 2011 sowie der Übernahme eines weiteren Anbieters 2013 nutzt die ARISCO-Gruppe zurzeit vier verschiedene Kundenverwaltungssysteme von drei Anbietern. Um die tägliche, abteilungsübergreifende Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe zu fördern sowie die relevanten Führungsinformationen auf einheitliche Art und Weise zu generieren, wurde eine neue Software evaluiert. Damit wird vorab die Zusammenführung der vier bestehenden Systeme angestrebt. Des Weiteren soll die neue Software unser Unternehmen in den Bereichen Prozess- und Dokumentenmanagement voranbringen.
Worauf haben Sie bei dieser Evaluation besonders geachtet?
Marco Keller: Aufgrund einer intensiven Analysephase wurden die gruppeninternen Anforderungen an die neue Lösung in einem Pflichtenheft festgehalten. Neben den unternehmenseigenen Zielen wurde dabei besonders auch darauf geachtet, dass die Technologie aktuell ist und aktuell bleiben kann: Die gewählte Software soll ohne Verlust der Updatefähigkeit auf einfache Art und Weise in unserem Sinne weiterentwickelt werden können. Zudem waren in Bezug auf den Anbieter Kriterien wie Grösse, Erfahrung, Projekt- und Supportorganisation von ausschlaggebender Bedeutung.
Wie kam es zum Entscheid nach der Evaluation?
Marco Keller: Aufgrund der Auswertung der Offerten und der Antworten im Pflichtenheft wurde eine Shortlist mit drei Anbietern erstellt. Diese drei Anbieter hatten aufgrund von konkreten Beispielen und Unterlagen der ARISCO-Gruppe zu präsentieren, wie die Anforderungen in ihrem System umgesetzt werden könnten. Anlässlich dieser Präsentation hat die Lösung von «All About Brokers» unser internes Projektteam am besten überzeugt.
Was raten Sie Ihren Berufskollegen aufgrund Ihrer jüngsten Erfahrungen im Hinblick auf die Evaluation eines neuen IT-Systems?
Marco Keller: Wie bei jeder Versicherungsausschreibung ist es auch bei einer Softwarebeschaffung wichtig, sich vorgängig Gedanken zu machen, was konkret gesucht wird und welche Kriterien erfüllt sein sollen und müssen. Des Weiteren hat sich bewährt, ein internes Projektteam zusammenzustellen, das aus den Powerusern der aktuell genutzten Systeme besteht. Dieses Team war bereits bei der Erarbeitung des Pflichtenheftes sowie dem Offertprozess involviert. Es kann nun die Umsetzung des Projektes entscheidend vorantreiben und beeinflussen. Und: Ein derartiges Projekt darf nicht ausschliesslich auf die Kosten reduziert werden. Es ist ebenso wichtig, die Flexibilität der Software sowie den zukünftigen Nutzen abzuschätzen und im Entscheidungsprozess zu berücksichtigen.
Ihr abschliessender Ratschlag an unsere Leserinnen und Leser?
Marco Keller: Ein Softwareprojekt ist immer mit Risiken, aber auch mit Chancen verbunden. Aus diesem Grund ist es ratsam, eine intern breit abgestützte Lösung zu realisieren. Dies hilft, dass die nicht unerheblichen Investitionskosten zu einem nutzbringenden System führen, das die tägliche Arbeit vereinfacht und den Mitarbeitenden die Möglichkeit gibt, die freigewordene Zeit in die Beratung der Kunden zu investieren.
Das ist die ARISCO-Gruppe
Die ARISCO-Gruppe unter dem Dach der ARISCO Holding AG, Baar, entstand 2011 aus der Zusammenfassung einer Reihe von Versicherungsbroker- und Beratungsunternehmen, die schon früher eng miteinander zusammengearbeitet hatten. Mit Standorten in Zug, Luzern, Zürich, Egg, Adligenswil sowie Herisau und rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört die Gruppe im nationalen Rahmen zu den grössten unabhängigen Versicherungsbrokern. Sie verfügt über direkte Kontakte zu allen wesentlichen Anbietern von Versicherungsleistungen auf dem schweizerischen Markt. Geboten wird ein umfassendes Dienstleistungsangebot in den Bereichen Versicherungen, berufliche und private Vorsorge, Vermögensverwaltung, Regress, Rechtsberatung ausserhalb der Versicherungsdeckung, Absenzen und Case Management. Die ARISCO Holding AG ist mehrheitlich im Besitz der aktiv im Unternehmen tätigen Leitungspersonen. Alle Mitarbeitenden haben die Möglichkeit, sich am Unternehmen zu beteiligen. Zurzeit umfasst das Aktionariat rund 20 Personen. Davon sind lediglich fünf Aussenstehende. Die operativen Tochtergesellschaften ARISCO Versicherungen AG, ARISCO Vorsorge AG, ARISCO Dienstleistungen AG und SEH Versicherungsbroker AG sind zu hundert Prozent im Besitz der Dachgesellschaft.
Geschäftsmodell der Versicherungsbroker in der beruflichen Vorsorge in Gefahr
Mit Blick auf die Studie “The Future of Insurance: Stay ahead – tackle your top challenges of the next five years” stellt Marco Balzarini von Zühlke fest: In der Schweiz steht das Geschäftsmodell der Versicherungsbroker namentlich in der einträglichen beruflichen Vorsorge politisch unter Druck. In der «Botschaft zur Änderung des Bundesgesetzes über die Alters- und Hinterlassenenversicherung - Modernisierung der Aufsicht in der 1. Säule und Optimierung in der 2. Säule der Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge» äussert sich der Bundesrat glasklar: «Entschädigungen an den Versicherungsvermittler, die aus dem Vorsorgevermögen bezahlt werden, sind nicht im Interesse der Versicherten und deshalb mit dem Vorsorgeziel nicht vereinbar.» Die Branche sollte das politische Damoklesschwert über ihr zum Anlass nehmen, das eigene Geschäftsmodell grundsätzlich zu überdenken. Denn nicht nur aus dem Bundeshaus droht Gefahr für das herkömmliche Brokersystem. Auch die Digitalisierung wälzt das Gewerbe um.
Es braucht eine informationstechnologische Aufrüstung
Heute gibt es im Schweizer Versicherungsbrokergewerbe nach wie vor viele Kleinbetriebe mit einer beschränkten Zahl von Angestellten. Diese stehen vor grossen Herausforderungen. Denn wer heute die Kundenbedürfnisse voll befriedigen will, braucht eine leistungsfähige informationstechnologische Infrastruktur. Nur so lassen sich beispielsweise im Pensionskassengeschäft die stetigen Mutationen bei den Kunden professionell verwalten. Wer versucht, dies nach wie vor per Mail oder Telefon zu erledigen, wird nicht in der Lage sein, einen kosteneffizienten, zeitgemässen Service anzubieten. Die Investitionen für die entsprechende informationstechnologische Aufrüstung gehen ins Geld. Nur ertragreiche Versicherungsbroker können bei der für die Zukunft erforderlichen Digitalisierung mithalten.
Zukunftssicherer Ausweg für die Kleinbetriebe: Hochkarätige Honorarberatung
Wer klein bleiben will, muss die Flinte nicht ins Korn werfen. Selbst wenn die Versicherungsvermittlung zusehends automatisiert wird, verfügen die langjährigen Versicherungsbroker noch immer über ein einzigartiges Wissen im Risikomanagement: Sie kennen die Bedürfnisse ihrer Kunden und wissen, dass ein Startup mit einer Handvoll junger Mitarbeitender ein ganz anderes Bündel an Versicherungen – auch über die berufliche Vorsorge hinaus – benötigt, als ein Handwerker mit vorwiegend älteren Angestellten. Versicherungsbroker tun jedoch gut daran, hier auf die politisch stark in die Kritik geratenen Courtagenkommissionen in der beruflichen Vorsorge zu verzichten. Stattdessen sollten sie Honorare auf Stundenbasis verlangen. Schliesslich sind sie künftig kaum noch reine Vermittler: Sie müssen zu digital aufgerüsteten Risikoberatern heranwachsen, die den Kunden echten Mehrwert bieten.
Die Brokercourtagen sind so lange berechtigt, wie es verschiedene BVG-Kassen gibt. Die Courtagestreichung ist nur dann korrekt, wenn nur noch eine Kasse existiert. Da die Bundes BVG Kasse von allen bisherigen Kassen am schlechtesten abgeschnitten hat. Man darf ohne Übertreibung sagen kriminell verwaltet wurde und mit Sicherheit bei dieser keine Courtagen bezahlt wurden, ist ein weiterer Kommentar nicht mehr nötig.Einfach gesprochen, der Bund soll zuerst vor seiner eigenen Türe aufwischen, bevor er sich in fremde Gärten wagt. Zudem zahlen wir, das arbeitende Volk deren Kassenbeiträge, durch die 7-fach Versteuerung unseres Grundeinkommens. Das muss auch in Zukunft angegangen werden. Ich gehöre neben Kessler zu den ältesten Brokern in der Schweiz.